Offener Brief vom 30. April: Geplanter Einsatz von Karate Forst Flüssig aus der Luft über Wäldern in Brandenburg
Zurück zur ÜbersichtSehr geehrter Herr Minister Vogelsänger,
als Waldbesitzer wurde der Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e.V. vom Landesbetrieb Forst Brandenburg (LFB) im Rahmen des Verwaltungsverfahren nach § 28 Verwaltungsverfahrensgesetz (VwVfG) über den Plan informiert, in den Forstflächen rund um die Gemeinden Fichtenwalde, Borkwalde, Borkheide, Lühsdorf und Rieben zwischen Anfang Mai und ca. Mitte Juni 2019 großflächig das hochgiftige „Karate Forst flüssig“ mittels Helikopter zu versprühen. Mit dem Insektizid soll die „Nonne“ bekämpft werden.
Wir ersuchen Sie dringend, sehr geehrter Herr Minister, als politisch Verantwortlicher, dem nach unserer Einschätzung sowohl ökonomisch unsinnigen als auch ökologisch zerstörerischen und gefährlichen Gifteinsatz entgegenzutreten. Das geplante Versprühen des synthetischen Pyrethroides „Karate Forst flüssig“ wäre unserem Erachten nach in höchstem Maße verantwortungslos und mit hohen Risiken für zu schützende Arten und für die biologische Vielfalt in den Brandenburger Wäldern und ihrer Umgebung verbunden.
Deshalb bitten wir Sie eindringlich darum, die Planungen des LFB sofort zu stoppen und diesen anachronistischen kurzsichtigen Praktiken, welche die Zerstörung der heimischen Biozönosen zur Folge haben, eine Absage zu erteilen. Tragen Sie dafür Sorge, dass stattdessen der ökologische Waldumbau in Brandenburg zügig vorangetrieben wird und die Waldbesitzer dabei von Seiten des Landes unterstützt werden.
Wir möchten Ihnen hier zum einen dafür inhaltliche Gründe darlegen, zum anderen Sie auf das grob fehlerhafte Verfahren des LFB hinweisen.
Das Mittel wirkt auf eine Vielzahl von Insekten und es ist hochgiftig für Fische und Fischnährtiere. Durch den Einsatz aus der Luft besteht das Risiko, dass das Insektizid durch Abtriften direkt oder durch Regenwasser indirekt in die den Forstflächen nahe liegenden Gewässer eingetragen wird. Unsere größte Sorge gilt dabei den unmittelbar an das
Einsatzgebiet angrenzenden Gewässern im Kerngebiet des Naturschutzgroßprojekts Nuthe-Nieplitz-Niederung. Der Landschafts-Förderverein hat als Projektträger für dieses Gebiet mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung besondere Verantwortung. Der geplante Einsatz könnte gravierende Auswirkungen für die jahrzehntelange naturnahe Entwicklung zur Folge haben.
Das Gift wirkt nicht allein auf die vermeintlichen Forstschädlinge, welche ja vielmehr ökologische Nützlinge sind, indem sie gegenüber den anscheinend unverbesserlichen forstwirtschaftlichen Fehler antagonistisch wirken und sich als essenzieller Bestandteil natürlicher Waldentwicklung entfalten. Es werden insbesondere auch Wildbienen und Hummeln geschädigt, so wie nachweislich auch Florfliegen, Wolfsspinnen, Siebenpunkt-Marienkäfer, Schwebfliegen und andere mehr. Es werden auch natürliche Feinde der „Nonne“ vernichtet.
Die biozönotischen Folgen werden sich nicht nur im Tod von Insektenpopulationen äußern, sondern sich über weite Teile der lokalen Nahrungsnetze auswirken. Es wird allen insectivoren Tieren die Lebensgrundlage zerstört werden. Mit der zu erwartenden Tötung von Schmetterlingen, Spinnen und Ameisen und einem breiten Spektrum an Insektenarten werden Reptilien (Eidechsen, Blindschleiche) und zahlreiche Vögel ihre Nahrung verlieren, sie werden bei Verzehr von bereits mit dem Präparat kontaminierten oder schon toten Beutetieren selbst kontaminiert werden. Ebenso die dann aktuell vorhandenen besonders empfindlichen Bruten und Jungvögel mit den allbekannten Risiken und Wirkungen toxischer Kontamination. Womit auch auf das im geplanten Einsatzgebiet ansässige Vorkommen des Seeadlers, südlich von Rieben, einem End-Glied in der Nahrungskette, zu verweisen ist. Abgesehen von den ebenfalls in das lokale Nahrungsnetz eingebundenen jagdbaren Tieren, die letztendlich dem Verzehr durch Menschen anheimfallen und ihre Kontamination weiterreichen.
Die Tatsache, dass bei Vorhandensein von Waldbeeren wie Himbeeren, Heidelbeeren oder Holunderbeeren die Behandlung mit dem Insektizid nur nach der Beerenernte bzw. bis zum Beginn der Beerenblüte zu erfolgen hat, anderenfalls dafür Sorge tragen ist, dass die Beeren nicht zum Verzehr gelangen, belegt die Toxizität des Präparats auch für Menschen und warmblütige Tiere. Auch die geplante Einschränkung des Waldbetretungsrechts rührt zweifelsfrei aus der Gefährlichkeit auch für Menschen.
Mit Verlaub, sehr geehrter Herr Minister Vogelsänger, fragen wir uns, in welchem antiquierten Gedankengut sich die Verantwortlichen des LFB bewegen?
Die unermesslichen Fehler vergangener Forstwirtschaft dürfen nicht weiter geführt werden. Der geplante großflächige Insektizid-Einsatz widerspricht der artikulierten Zielsetzungen einer natürlichen Waldentwicklung durch Ihr Ministerium. Wir fragen uns auch, welchen Wert hat das Maßnahmenprogramm „Biologische Vielfalt Brandenburg“, in dem die Nuthe-Nieplitz-Niederung „Schwerpunktraum der biologischen Vielfalt in Brandenburgs“ ist, wenn gleichzeitig in den brandenburgischen Wäldern Insektizide zum Einsatz kommen, die unangemessen und ohne Augenmaß über Lebensräume versprüht werden? Insektenschutz ist nicht nur im Agrarbereich das dringende Gebot der Stunde. Auch Wälder sind für viele Insekten bedeutsame Lebensräume, die eng mit der angrenzenden Offenlandschaft, Mooren Wiesen und Ackerflächen verbunden sind.
Wir sind gleichzeitig erschüttert darüber, wie oberflächlich und fehlerhaft das gesetzlich vorgeschriebene Verwaltungsverfahren für den geplanten Einsatz von Seiten des LFB durchgeführt wurde. Trotz unserer schriftlichen und mündlichen Hinweise, wird weiterhin ignoriert, dass für ein Teilgebiet der Gemarkung Rieben, im Forstrevier Michendorf, als Bestandteil des Flurneuordnungsverfahrens Riebener See-Nieplitz Niederung, bereits die Vorläufige Besitzeinweisung rechtskräftig ist. Die im Verfahren informierten Grundstückseigentümer sind nicht die Waldbesitzer nach der gültigen Neuzuteilung des Bodenordnungsplans. Somit wurden die tatsächlichen Waldbesitzer in diesem Teilgebiet nicht wie vorgeschrieben über den geplanten Insektizid-Einsatz informiert und angehört.
In der Hoffnung, dass Sie sich persönlich dafür einsetzen, dass der geplante Einsatz gestoppt wird,
verbleiben wir mit freundlichen Grüßen
Christa Schmid (Vereinsvorsitzende des Landschafts-Fördervereins Nuthe-Nieplitz-Niederung e.V.)
Aktualisierung vom 15. Mai:
Der Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e.V. hat am 14. Mai beim Verwaltungsgericht Potsdam einen Eilantrag über die Aussetzung der Ausbringung des Pflanzenschutzmittels „KARATE FORST flüssig“ mittels Hubschraubern auf den vereinseigenen Waldflächen eingereicht. Bis zur Gerichtsentscheidung über den Antrag ist das Land Brandenburg eine (weitere) Vollziehung untersagt. Über die aktuellen Entwicklungen informieren wir auf unserer Website unter www.naturpark-nuthe-nieplitz.de/aktuelles
Mit Ihrer Spende unterstützen Sie das juristische Vorgehen des Landschafts-Fördervereins gegen das Ausbringen des Totalinsektizids „KARATE FORST flüssig“ und helfen, die Artenvielfalt in den Brandenburger Wäldern zu schützen.
Spendenkonto Landschafts-Förderverein Nuthe-Nieplitz-Niederung e.V.
Mittelbrandenburgische Sparkasse Potsdam, ZW Beelitz
IBAN: DE54 1605 0000 3526 0175 80
BIC: WELADED1PMB
Betreff: Karate Forst
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