Nachbar Isegrim – Wölfe im Naturpark Nuthe-Nieplitz

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Nach seiner Ausrottung im 19. Jahrhundert kehrte der Wolf Ende des 20. Jahrhunderts nach Deutschland zurück. Das erste Rudel Brandenburgs wurde 2007 in der Lausitz nachgewiesen.

Nachdem bereits seit einigen Jahren ein Rudel auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog existiert, wurde im Wolfsjahr 2016/2017 im Raum Dobbrikow mit der Beobachtung von Welpen ein weiteres Rudel nachgewiesen. Einzelne Wölfe werden bis nördlich des Autobahnrings bei Saarmund gesichtet, ebenso am Autobahndreieck Potsdam. Todfunde am südlichen Berliner Autobahnring deuten zwischen Werder, Potsdam und Ferch darauf hin, dass der Wolf immer wieder versucht, die Autobahn zu überwinden.

Erfahrungsgemäß beansprucht ein Wolfsrudel 20.000 bis 35.000 Hektar. In diesem Territorium leben stets nur die Mitglieder eines einzigen Rudels, in der Regel bestehend aus zwei Alttieren, ein oder zwei noch verbliebenen Jungtieren des vergangenen Jahres sowie vier diesjährigen Welpen. Gegen fremde Wölfe wird es verteidigt. Abwandernde Jungwölfe müssen sich entweder zwischen bestehenden Rudeln ein Territorium suchen oder auf eine weite Wanderschaft gehen.

Durch ihre artspezifische Populationsdynamik begründet, können Wölfe nur in einer bestimmten Anzahl pro Gebiet vorkommen. Selbst die derzeitige jährliche Bestandszunahme in Höhe von 30 Prozent kann daher nur zu einer Ausdehnung des Wolfsbestandes in der Fläche führen, nicht aber zu einer Verdichtung.

Wölfe ernähren sich von Tieren, die sie erjagen. Sie unterscheiden nicht zwischen „erlaubten“ (Schalenwild) und „verbotenen“ (Nutztiere). Fällt es ihnen leicht, an kleine Weidetiere wie Schafe oder Ziegen zu gelangen, versuchen sie es. Diese Nutztiere müssen daher durch entsprechende Zäune geschützt werden – moderne Elektroweidezäune ermöglichen dies. Wölfe springen nur sehr ungern über ein unbekanntes Hindernis. Eher versuchen sie, es zu untergraben. Ein 90 bis 120 Zentimeter hoher Elektrozaun ist bereits ausreichend, er muss aber mit ausreichend hoher Spannung versorgt sein, um einen grabenden Wolf abzuhalten. Dieser lernt dann schnell, den Zaun und die dahinter befindlichen Nutztiere zu meiden.

Nicht elektrifizierte Zäune wie Knotengitter- oder Maschendrahtzaun müssen mindestens 140 Zentimeter hoch und gut gegen Untergraben gesichert sein. Sie sollten entweder 50 Zentimeter im Boden eingelassen oder mit einer außen anliegenden bodennahen Stromlitze kombiniert werden. Größere Weidetiere wie Rinder und Pferde sind weniger gefährdet, da sie wehrhaft sind. Dies gilt jedoch nicht für neugeborene Kälber und Fohlen. Sie sind am besten geschützt, wenn sie im Herdenverband mit den Mutter- und Alttieren stehen. Wölfe lernen aber auch, Jungtiere trotzdem anzugreifen. Zusätzlichen Schutz bietet das nächtliche Aufstallen bzw. das Abkalben auf einer wolfssicheren Abkalbekoppel.

Schwierig wird es, wenn Wölfe bereits Nutztiere erbeutet hatten. In solchen Fällen helfen nur konsequente Schutzmaßnahmen, auch bei benachbarten, nicht betroffenen Nutztierbeständen. Aus ihnen lernt der Wolf schnell, dass er bei konsequentem Herdenschutz keinen Erfolg hat. Er wendet sich dann schnell wieder seiner natürlichen Beute zu, die für ihn leichter zu erbeuten ist. Nur geringe Erfolgsaussichten hat der Abschuss einzelner Wölfe. Zum einen ist es schwierig, denjenigen Wolf zu identifizieren und zu finden, der für die Übergriffe verantwortlich ist. Zum anderen kann ein Abschuss die Rudelstruktur durcheinander bringen. Im Anschluss kann es sogar zu vermehrten Übergriffen kommen. Dennoch ermöglicht der brandenburgische Wolfsmanagementplan die gezielte Entnahme einzelner Wölfe, die dem Menschen gegenüber ein problematisches Verhalten zeigen. In der in Erarbeitung befindlichen brandenburgischen Wolfsverordnung soll geregelt werden, wie eine solche Entnahme umgesetzt werden kann. (Anm. der Redaktion: Am 07. Februar 2018 trat nun die erste deutsche Wolfs-Verordnung in Brandenburg in Kraft. Die vorgesehenen Maßnahmen beziehen sich zum Beispiel auf den Umgang mit stark verletzten Wölfen, Wolf-Hund-Mischlingen oder auf Fälle, in denen es wiederholt zu Übergriffen auf fachgerecht geschützte Nutztiere kommt. Auch wenn sich ein Wolf wiederholt auffällig gegenüber Menschen verhält, ist der Umgang und die Zuständigkeiten in der Verordnung geregelt. Weitere Informationen unter http://www.mlul.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.321896.de?highlight=wolfsverordnung.)

Obwohl Nutztiere, vor allem Schafe oder auch Kälber, regelmäßig Opfer von Wolfsübergriffen werden, entspricht dies nicht dem typischen Jagdverhalten des Wolfes. Brandenburgs Wölfe ernähren sich zu 99 Prozent von Wildtieren. Bei Nutztierrissen trifft es fast immer Tiere, die nur unzureichend geschützt waren.

In Brandenburg können Tierhalter, egal ob gewerblich oder als Hobby, eine Förderung erhalten, um ihre Tiere wolfssicher einzuzäunen oder durch Herdenschutzhunde zu schützen. Die Förderung beläuft sich auf hundert Prozent des durch den Wolf bedingten Mehraufwands beim Herdenschutz. Förderanträge können Tierhalter beim Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (LELF) stellen. Das Landesumweltamt (LfU) sowie das Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft (MLUL) unterstützen sie mit kostenlosen Beratungen bei der Ausgestaltung des individuellen Herdenschutzes und der Antragstellung.

Sind Nutztiere wolfssicher eingezäunt und kommt es dennoch zu einem Wolfsübergriff, erhält der Tierhalter einen Schadensausgleich. Hierbei ist es unerheblich, ob der Wolf als Verursacher eindeutig nachgewiesen werden kann – es reicht, wenn er als Verursacher nicht auszuschließen ist. Wichtig ist jedoch, dass bei Verdacht auf entsprechende Übergriffe diese innerhalb von 24 Stunden über die landesweite Risshotline 0172-5641700 gemeldet und am Schadensort keinerlei Veränderungen vorgenommen werden.

Der Naturpark Nuthe-Nieplitz ist 623 Quadratkilometer groß. Diese Fläche wird gänzlich von den zwei anwesenden Rudeln bei ihren Streifzügen genutzt. Außerdem treten vor allem im Frühjahr und Herbst auch durchwandernde und abwandernde Einzelwölfe auf. Auch aus dem westlich angrenzenden Rudel in Brück/Lehnin durchstreifen immer wieder Tiere den Westteil des Naturparks.

Wölfe scheuen sich nicht, Siedlungen in ihr Streifgebiet einzubeziehen, meiden aber direkte Begegnungen mit Menschen. Meist sind es die deutlich neugierigeren Jungtiere und abwandernde Jungwölfe, die sich in die Nähe menschlicher Strukturen wagen. Nur wenn einzelne Wölfe beispielsweise durch Anfüttern ihre natürliche Vorsicht verlieren, kann es zu direkten und eventuell gefährlichen Kontakten kommen. Bisher sind in Deutschland Wölfe noch nie aggressiv gegenüber Menschen aufgetreten, doch muss eine Gewöhnung durch Futter unbedingt vermieden werden.

Carina Vogel, LfU (Wolfsmanagement)
Beitrag aus der Land ins Sicht 2017, die komplette Ausgabe erhalten Sie im NaturParkZentrum am Wildgehege Glauer Tal oder als Download.

Anm. der Redaktion: Seit Anfang 2018  können Mutterkuhhalter im Naturpark Nuthe-Nieplitz ein Zaunaufbausystem und Zaunmaterial als Soforthilfe gegen den Wolf  bei der Verwaltung ausleihen. Mit dem mobilen Gerät lassen sich 5-litzige, stromführende Zäune mit stark reduziertem Zeit- und Personalaufwand auf- und abbauen. Informationen über das System und die Ausleihmodalitäten bei Kordula Isermann, Tel. 033732 - 50611, Email: kordula.isermann@lfu.brandenburg.de

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